29. März 2024

2. Von Afrika nach Kuba

Die Spanier

Indien und China waren wichtige Handelspartner Europas. Durch das Eindringen der Osmanen und die damit verbundene Entmachtung des byzantinischen Reiches, waren die Landwege nach Indien versperrt. Deshalb begannen die Portugiesen seit 1418 einen Seeweg zu finden. Dafür mussten sie jedoch um Afrika herum segeln. Kolumbus griff deshalb auf eine Idee Aristoteles zurück, die besagte, dass man Indien auch durch eine Seereise nach Westen erreichen müsse. Allerdings “ verkalkulierte sich Kolumbus enorm bei der Einschätzung der tatsächlichen Distanz zwischen Europa und Indien.1
Um seinen Plan durchführen zu können, brauchte Kolumbus viel Geld. Nach vielen Verhandlungen erklärte sich Spanien am 17.April 1492 bereit, Kolumbus finanziell zu unterstützen. Am 12. Oktober 1492 erreichte er die Neue Welt. Im Zuge seiner ersten Reise entdeckte er auch Kuba.
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Doch die erhofften Rohstofffunde blieben aus und die geringen Goldvorkommen waren rasch ausgeschöpft.. Auch der Zuckerrohranbau rentierte sich vorerst aufgrund mangelnder Technologie nicht. So hatte es Spanien sehr schwer, Siedler dazu zubringen, sich in Kuba niederzulassen. Auch Maßnahmen, wie Zusicherung von Land, Steuerermäßigungen, kostenlosen Farmtieren und Gebäuden, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Um die Wirtschaft anzukurbeln und mit den Nachbarinseln mithalten zu können, fehlte es den Kolonisten an finanziellen Mittel und an abhängigen Arbeitskräften. Dies änderte sich erst mit dem Einmarsch der Engländer 1762 in Havanna. Durch die Einfuhr billiger Sklaven wurde die Entwicklung Kubas zum größten Zuckerlieferanten der Welt in Gang gebracht. Die Veränderungen waren enorm: von überall kamen Siedler nach Kuba, Nordamerika wurde der größte Handelspartner und die Gesellschaft begann sich zu differenzieren. Die Anzahl der importieren Sklaven nahm rasch zu. Zu diesem Zeitpunkt waren die Lebensumstände der Sklaven auf den Plantagen so miserabel, dass “between 8 percent and 10 percent of the slaves working sugar plantations had to be replaced every year”.3

Trotzdem nahm die Anzahl der schwarzen Bevölkerung so stark zu, dass sie in der ersten Hälfte des 19.Jahrhundert die Mehrheit der Bevölkerung darstellten.  Nichtsdestotrotz waren die Verluste enorm. Um den eigenen Sklavenbestand konstant zu halten, begannen die Farmer, schwarze Frauen zu importieren und die
medizinische Situation zu verbessern.
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Die Situation in Afrika

Spanien war aufgrund der Entscheidung des Papstes 1493 und die Vorträge von Tordesillas nicht dazu in der Lage, sich selbst mit Sklaven zu
versorgen. Deshalb vergaben sie Einfuhrlizenzen, 
so genannte “asiento”-Verträge, an ausländische Handelshäuser. Obwohl sich aufgrund dieser Verträge die Sklaveneinkäufe rekonstruieren lassen, kann man nicht genau nachvollziehen, wie die ethnische Zusammensetzung aussah.5

Man kann aber festhalten, dass vor der Massensklaverei, die Sklaven meist aus dem portugiesischen Kongogebieten, Oberguinea und Senegambirra kamen. Dies änderte sich durch die Freigabe des Sklavenhandels. Nun kamen die Sklaven hauptsächlich aus Benin, Calabar, Dahomey und Mosambik.6

Den Afrikanern war die Sklaverei nicht unbekannt. Sie selbst hatten drei Hauptgruppen der Sklaverei. Bei der ersten Form übergab sich die Person freiwillig in den Status des Sklaven, um Schulden abzuarbeiten. Dafür diente er dem Besitzer solange, bis die Schulden abgearbeitet waren und kehrte dann zu seiner eigenen Familie zurück. Eine andere Form der Sklaverei entstand durch die Gefangennahme während eines Krieges. Der Sklave wurde hier der Lineage seines Besitzers zugeordnet. Es gab keine Möglichkeit zur eigenen Lineage zurückzukehren. Bei der dritten Form wurde die Person durch ein Gerichtsurteil zur Sklaverei verurteilt. Auch hier konnte der Sklave nicht zu seiner Familie zurückkehren. Doch bei diesen drei Formen der Sklaverei gehörte der Sklave zu der Lineage seines Besitzers und wurde dementsprechend behandelt. Er musste nicht bis zur völligen Erschöpfung oder seinem Tod arbeiten.

Die Yoruba7 kamen bereits 1000 nach Christus nach Nigeria. Sie zeichneten sich durch “a distinctive language, artistic traditions which have gained international fame, monarchical government, and a pattern of religious belief and practice”8 aus. Die Yoruba spalteten sich in zwei Hauptgruppen und kleinere Untergruppen auf. Eine der Gruppen gründeten das Oyo-Reich, das populärste und wichtigste der Yoruba-Stadtstaaten. Die andere Gruppe siedelte in den Wälder (Ife und Ijebu). Die Yoruba pflegten Kontakt mit den Igala und den Benin. Außerdem integrierten sie einige der umliegenden Völker, wie die Egba, Ewe und Ga. Trotzdem waren die Yoruba nicht in der Lage einen gemeinsamen Staat zu gründen. 9

Die Anbindung an den transsaharanischen Sklavenhandel lässt sich durch die Lage im Äußersten Norden des Yorubalandes und die frühe Präsenz von Muslimen erklären. Mit dem Anwachsen des atlantischen Sklavenhandels entwickelte sich Oyo dank seiner Militärmacht und dem Handel zum dominierenden Yoruba-Staat. Man geht davon aus, dass das Königreich in der Zeit von 1680-1730 20.000 Menschen als Sklaven verkaufte. Zwischen 1730 und 1748 war Oyo auf dem Höhepunkt seiner Macht. Zu dieser Zeit gelang es ihm auch, das Königreich Dahomey zu unterwerfen. Doch die Ausweitung des Sokoto-Jihad führte zum Niedergang des Imperiums. 1836 gelang es den Fulani, die Hauptstadt einzunehmen. Daraufhin zogen sich die Yoruba zurück und gründeten ca. 150 km weiter südlich “New Oyo”.10

Das Königreich Dahomey entstand im 17. Jahrhundert auf einem Hochlandplateau an der Küste Benins. Die Lage war besonders günstig, da auf dem Hochplateau mehrere Handelsrouten verliefen (zwischen dem Königreich Oyo, den Aja-Staaten Whydah und Allada. Die Entwicklung des Königreichs wurde durch den transatlantischen Sklavenhandel beschleunigt. Anfangs handelten nur Allada und Whydah mit Sklaven, die sie aus dem Hinterland gekauft oder geraubt hatten. Auch Dahomey wurde Opfer der Sklavenjagden, verkaufte aber auch selbst Sklaven.

Anfang des 18. Jahrhunderts eroberte das Königreich die Küstenstaaten. Dadurch war die Bevölkerung von Dahomey nicht mehr in dem Ausmaß durch die Gefangennahme gefährdet. Allerdings wurden nun verstärkt Menschen anderer Völker als Sklaven verkauft. Durch den Handel mit Sklaven geriet das Königreich in einen Konflikt mit dem Oyo-Königreich, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Großmacht in dem Bereich war. Es gelang Oyo zwar nicht, Dahomey vollständig zu unterwerfen, aber das Königreich wurde zu Tributzahlungen verpflichtet. Nachdem es Dahomey 1823 gelang, sich von dem Königreich Oyo zu befreien, begann es, sich auf den Export von Palmöl zu spezialisieren, da der Sklavenhandel in einer Krise steckte. 11

1Kolumbus nahm an, dass Europa 225° Landmasse einnehme(tatsächlich sind nur 130°). Außerdem unterschätze er die Distanz zwischen den Breitengraden. Somit errechnete er eine Distanz von 4.500km zwischen den Kanaren und Japan (tatsächlich: fast 20.000km). Folglich hielt Kolumbus die von ihm entdeckten Inseln für dem indischen Festland vorgelagerte Inseln. Www.wikipedia.de

2http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Kolumbus

3Brandon, George 1992: “Santeria from Africa to the New World- the dead sell memories”. Blommington und Indianapolis (Indiana University Press) S.54

4Palmié, Stephan 1991: “Das Exil der Götter – Geschichte und Vorstellungswelt einer afrokubanischen Religion” Frankfurt am Main (Peter Lang) S.24; 32-35 Brandon, George 1992 S.37f; 54f

5Palmié, Stephan 1991 S. 45

6Zeuske, Michael 2002: “Kleine Geschichte Kubas” München (Verlag C. H. Beck) S.106

7Die “Yoruba” existieren eigentlich nicht. Der Name “Yoruba” bezeichnet eigentlich die Sprachgemeinschaft der Yoruba sprechenden ethnischen Gruppen. Palmié, Stephan 1991 S. 61 Fussnote 94

8Brandon, George 1992 S. 20

9Brandon, George 1992 S. 18-20

10http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigreich_Oyo

11http://www.lwg.uni-hannover.de/wiki/Transatlantischer_Sklavenhandel_-_Das_Beispiel_Dahomey Holzapfel, Varuna 2002: “Santeria – Das Vodoo der Kubaner” Woldert (Smaragd Verlag) S.9f