28. März 2024

3.2 Die Reaktionen der Spanier

Die Spanier waren der Ansicht, dass sich die Afrikaner leichter ausbeuten ließen, wenn man ihre Kultur systematisch zerstören würde. Doch die Spanier hatten Probleme, dies durchzusetzen. Grund hierfür war, das Kuba seit den 1530er immer mehr an Wichtigkeit für das spanische Mutterland verlor. Folge war, dass die Sanktionsgewalt der Institutionen abnahm. Selbst die heilige Inquisition sah sich nicht veranlasst, sich auf Kuba zu engagieren: auch nach mehreren Bitten war Spanien nicht bereit, ein Tribunal auf Kuba errichten zu lassen. Ein weiteres Problem war, dass sich die Kubaner gehen ihre Gouverneure auflehnten, gegen den korrupten Klerus agierten, Schmuggel betrieben, ihre Abgaben nicht zahlten und ihre Siedlungen immer wieder verlegten, um sich der Kontrolle Spaniens zu entziehen.1

Entgegen der Ansicht, die Spanier hätten den Sklaven ihre eigene Kultur und Religion mit Gewalt aufgezwungen, waren es die Geistlichen, die dies verlangten. Ihre Forderungen nach Taufe und christlicher Erziehung widersprachen allerdings den Vorstellungen der Sklavenhalter, denn nur die wenigsten waren bereit, Geld für die Taufe der Sklaven zu bezahlen. Auch für die christliche Erziehung hatten kaum Besitzer Geld übrig noch das Engagement diese selbst zu unterrichten. Da die Einfuhr “heidnischer” Sklaven verboten war, heuerten die Händler Priester an, die im Eilverfahren alle Sklaven auf dem Boot tauften. Dies hatte folglich wenig mit einer Missionierung zu tun, als vielmehr mit einer Notwendigkeit, um die Sklaven nach Kuba bringen zu können.2

Dass die Afrikaner nicht freiwillig in die Kirche gingen, zeigte sich, als den Sklaven erlaubt wurde, sonntags ihre eigenen kleinen Felder zu bestellen, um die Lebenshaltungskosten zu senken. Ab dem Zeitpunkt ging die Zahl der Afrikaner, die die Kirche besuchten, stark zurück. Die Sklaven, die weiterhin in die Kirche gingen, taten dies, weil die Kirche ihnen Freiräume bot. Da die Kubaner nicht mit der schwarzen Bevölkerung zusammen beerdigt werden wollten, wurde ca. 1647-1653 die erste Kirche für Afrikaner gebaut. Außerdem wurde den Afrikaner erlaubt, sich an Festtagen auf dem Vorplatz dieser Kirchen zu treffen. Dort konnten sie singen und tanzen. Um an diesen Aktivitäten teilnehmen zu dürfen, mussten die Afrikaner allerdings einen Beitrag bezahlen. Der Preis war selbst für freie Afrikaner sehr hoch. Dass es sich bei den Aktivitäten der Afrikaner um religiöse Praktiken handeln könnte, kam den Spaniern anscheinend nicht in den Sinn. Aber die Kolonialbeamten und Priester hatten auch gar kein Interesse daran, die Sklaven wegen der Ausübung ihrer Religion anzuzeigen, da man von ihnen kein Geld erwarten konnte. Kollektive Tänze und Gesänge wurden gar nicht als Religionsausübung erkannt. Deshalb kam es nur zu Anzeigen für individuelle Straftaten wie Wahrsagerei, Heilen oder Herstellen von Liebeszaubern.3

1Palmié, Stephan 1991 S.92 – 94

2Palmié, Stephan 1991 S.96f

3Palmié, Stephan 1991 S.97 – 105