25. April 2024

4.4 Die Bedeutung der Cabildos für die Afrikaner

Die cabildos ermöglichten nicht nur das Zusammentreffen der Afrikaner, sondern auch, dass sich innerhalb der cabildos Hierarchien entwickeln konnten. Die Mitglieder wählten einen Vorsteher, den sie König nannten. Bei diesen Wahlen gewannen meist Afrikaner, die bereits in Afrika eine bedeutende Rolle eingenommen hatten.1
Bei den Karnevalsumzügen am Dreikönigtag, konnten die Afrikaner ihre traditionellen Maskerade und ihre Trommeln offiziell zur Schau tragen. Allerdings zeigten sie auch die Symbole, die sie aus dem Christentum und von ihren Besitzern übernommen hatten.
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Die cabildos hatten sehr viele Freiheiten. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass sie eigene Versammlungshäuser besaßen. Bereits aus dem Jahr 1691 gibt es die ersten Dokumente über den Kauf eines Hauses für ein afrikanisches Cabildo. Da die Cabildos ihre Freiheiten dazu nutzten, Schmuggler und Diebe zu verstecken, sah man sich gezwungen, die Hütten der Cabildos ab zu reißen.
Zu dem Zeitpunkt befanden sich viele Cabildos allerdings schon in festen Häusern. Außerdem verweigerten die Afrikaner weißen Kubanern den Zutritt zu ihren Cabildos. Auch später durfte man nur in Begleitung eines afrikanischen Bürgens eintreten. Doch den Kubanern lag nicht viel daran, Einlass in die Cabildos zu erhalten.
Durch die Abschotten sah sich der Klerus dazu veranlasst, die Spendensammlungen zugunsten Verstorbener und die Tänze und Gesänge innerhalb der Cabildos zu verbieten. Allerdings waren diese Maßnahmen wenig erfolgversprechend.
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Der Bischof von Havanna schien erkannt zu haben, was sich in den cabildos abspielte, deshalb besuchte er diese und wies ihnen Priester zu. Um die Christianisierung effektiver zu gestalten, sollten die Priester ihre Predigten in der jeweiligen afrikanischen Sprache abhalten. Doch schon bald mussten die Priester erkennen, dass die Afrikaner die christlichen Heiligen nur als eine Art Ersatz für ihre Götter (orishas) benutzen. Da den Afrikanern die Anbetung ihrer Heiligen und Götter verboten worden war, schrieben sie den christlichen Heiligen die Attribute ihrer Orishas zu. Somit konnten sie ihre Religion unentdeckt ausüben. Als dies erkannt wurde, versuchte der Klerus den Besitz von Statuen der katholischen Heiligen zu verbieten. Außerdem war es ihnen ab 1792 verboten, Totenfeiern in ihren Cabildos abzuhalten. Da sich die Anwohner von den Gesängen und Tänzen gestört fühlten, verlegte man die Cabildos außerhalb der Stadt. Dadurch entzogen sie sich der Kontrolle der Regierung. Im Laufe der Jahre siedelten sich die Cabildos vor allem in den Wohnvierteln der Afrikaner an. Folge der mangelnden Kontrolle war die Entwicklung vieler Cabildos zu kriminellen oder subversiven Gruppen.4

1Palmié, Stephan 1991 S.111f

2Palmié, Stephan 1991 S.115f und S.125

3Palmié, Stephan 1991 S.112-118 und Howard, Philip A. 1998 S. 52; 55

4Palmié, Stephan 1991 S.119-123 und Howard, Philip A. 1998 S. 52