25. April 2024

4. „cabildos de nación“: 1. Funktionen und 2. Rolle der cabildos auf Kuba

4.1 Welche Funktion hatten die Cabildos in Spanien

Die Cabildos auf Kuba sind eine Mischform aus zwei Institutionen aus Spanien, der ständischen Laienbrüderschaften und der “gente de nación”, der Ratsversammlung der ansässigen Ausländer. Seit 1474 existieren Beweise für das Vorhandensein offizieller Vereinigungen sevillanischer Schwarzen während der Regierungszeit Heinrichs III. Wahrscheinlich gab es die Bruderschaften aber schon seit dem 13.Jahrhundert. Durch die Ratsversammlung wurden die afrikanischen Sklaven offiziell zu “gente de nación” (in der Stadt lebende/wohnende Ausländer). Auch organisatorisch ähnelten die cabildos den “Ausländerräten. Sie wurden von einem “mayoral”
aus ihren eigenen Reihen in rechtlichen Belangen gegenüber den städtischen Behörden vertreten. Außerdem lagen ihre Aufgaben in der Organisation von Umzügen an kirchlichen Feiertagen, die Fürsorge für Kranke oder in Not geratene Menschen und dem 
Geld sammeln für den Bau von Kirchen, Krankenhäusern und ähnlichem. In Sevilla wurde die schwarze Bevölkerung sehr früh dazu angehalten, sich in Cabildos und Cofradías zu organisieren, da man sich durch die Einteilung in Zünfte und Stände erhoffte, die Bevölkerung besser kontrollieren zu können. Jedes Cabildos unterstand dem Patronat eines Schutzheiligen, somit war auch die Kirche involviert.1


4.2 Rolle der Cabildos auf Kuba

Seit dem späten 16.Jahrhundert war es städtischen Afrikanern, freien Afrikanern, wie auch Sklaven erlaubt, sich in den so genannten “cabildos de nación” (Wortwörtlich: “völkische Ratsversammlung”) zu organisieren. Während die Kolonialbeamten dieser Entwicklung eher skeptisch gegenüberstanden, wurde die Gründung von afrikanischen Cabildos von der Kirche unterstützt und gefördert. Die Kirche sah in den Cofradías ein geeignetes Mittel zur Missionierung.

Das Ziel der Cabildos war die christliche Ausübung und die gegenseitige Hilfeleistung. Im Gegensatz zu den spanischen Cabildos, deren Gemeinsamkeit die Herkunft aus dem gleichen Stand war, bildeten sich die kubanischen Cabildos aufgrund ethnischer Zugehörigkeit. Die kubanischen Cabildos setzten sich aus Mitgliedern zusammen, die sich durch gemeinsame Abstammung, sprachliche und kulturelle Gemeinsamkeit oder Abgrenzung von anderen verbunden fühlten. Außerdem boten die kubanischen Cabildos mehr Freiheiten als die Cofradías der Spanier.2

Die Spanier erlaubten diese Vereinigungen aus zwei Gründen. Zum einen gab es diese Institutionen schon in ihrem Heimatland. Zum anderen hofften sie darauf, dass sich die Afrikaner ihre ethnische Zugehörigkeit soweit erhalten würden, dass die bestehenden Konflikte unter den verschieden ethnischen Gruppen erhalten bleiben
würden. Dadurch versuchte man eine drohende Solidarisierung der Afrikaner zu unterbinden. Die Angst vor einer Rebellion gegen die Sklavenhalter führte soweit, dass 1843 angeordnet wurde, Cabildos, die zu groß wurden, zu teilen, damit freie Afrikaner und Sklaven nicht aufeinander trafen. Dadurch erhoffte man ebenfalls, die
vorhandene Aversion gegeneinander aufrecht erhalten zu können. Dass die beiden Seiten aufeinander trafen, ließ sich so nicht verhindern. Dies zeigte sich schon 1812, als ein “lucumi cabildo” als Zentrum für die Verschwörung mehrerer “naciónes” diente. 1844 gelang es den freien Afrikaner und Sklaven, ihre Solidarität im Zuge der “Escalera”- Verschwörung zu demonstrieren. Folglich 
lässt sich sagen, dass es den Spaniern nicht gelang, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Afrikaner zu schwächen, sondern sie es im Gegenteil verstärkten. Obwohl nicht sicher ist, ob es sich bei den Cabildos um wirkliche oder eher “pseudo”-ethnische Zusammengehörigkeit handelte, lässt sich nicht leugnen, dass die Naciónes auf Kuba zur sozialen und gesellschaftlichen Wirklichkeit wurden.3

1Palmié, Stephan 1991 S.106f und Howard, Philip A. 1998: “Changing History – Afro-Cuban Cabildos and Societies of Color in the Nineteenth Century” Baton Rouge (Louisiana State University Press) S.25f

2Palmié, Stephan 1991 S. 108 und Howard, Philip A. 1998 S. 27

3Palmié, Stephan 1991 S.108-110