27. April 2024

Entstehung der Kanga

Zur Entstehung der Kangas liegen mir zwei unterschiedliche Quellen vor. Leider passen die Aussagen nicht 100% zusammen. Da ich nicht genügend Hintergrundwissen besitze werde ich die beiden Varianten getrennt voneinander vorstellen.

Die erste Quelle1 sieht die Ursprünge der Kanga im 13. Jh. Damals brachten portugiesische, arabische und persische Seefahrer Baumwollstoffe nach Ostafrika. Diese wurden „Leso“ genannt und wurden bereits als Wickelkleider getragen. Leso bedeutet ein Stück Kleidung und bezieht sich etymologisch wahrscheinlich auf die portugiesische Währung „Peso“. Das Muster der Stoffe bestand ausschließlich aus hellen Punkte auf dunklem Grund. Da dies an das Gefieder der Perlhühner erinnerte nannte man die Tücher später „Kanga“ (Perlhuhn).
Im 19. Jh wurden die Farben und Muster der Stoffe immer individueller und die ostafrikanischen Frauen entwickelten immer mehr Modebewusstsein. Kangas wurden immer mehr zu einem Statussymbol und wurden regelrecht gesammelt. Aufgrund der aufgedruckten Sprüche gewannen Kanga auch eine kommunikative Bedeutung. So zieren heutzutage neben Sprüche, Slogan, Redewendungen, Mahnungen und Wünschen auch politische Aussagen den Stoff (siehe „Kanga-Sprüche“).

Die zweite Quelle2 (E. Linnebuhr) sieht die Entstehung der Kangas erst im 19. Jahrhundert. Baumwollstoffe wurden aus Indien, Europa und Nordamerika exportiert und gegen Elfenbein, Sklaven, Bienenwachs, Gummi sowie Nahrungsmittel für die Karawanen getauscht. Importierte Stoffe erhöhten das Ansehen der afrikanischen Frauen. Dadurch sank allerdings der Wert heimischer Kleidung aus Leder, Fellen, Rindenstoff und Bast.
Mitte des 19. Jh. begann der Trend Taschentücher zu tragen. Diese fanden ihren Weg von Portugal bereits im 16. Jh, da die Bewohner der Goldgebiete in Mozambique darin ihr Gold einwickelten. Die Taschentuchstoffe im 19. Jh. kamen aus Indien, Großbritannien und Frankreich und waren als Meterware erhältlich. Die Frauen auf Sansibar kauften diese Stoffe, statt sie aber zu zerschneiden nähten sie zwei x drei Taschentücher in Bahnen zusammen. Das Resultat nannten sie „Lesos“, allerdings sieht die Autorin den Ursprung des Wortes im portugiesischen Wort „Lenco“, was soviel wie Taschen-, Hals- oder Kopftuch bedeutet.
„Leso“-Stoffe zeichneten sich durch ihren günstigen Preis und ihre bunten Muster aus. Um 1890 hatte sich der Trend soweit durchgesetzt, dass die ersten Stoffe im neuen Format (3×2 Taschentücher) gedruckt wurden.
Auch Linnebuhr sieht den Ursprung des Ausdrucks „Kanga“ in dem Muster (helle Punkte auf dunklem Grund), dass an das Gefieder der Perlhühner erinnert und daher den Stoffen ihren Namen gab. Allerdings werden Kanga in einigen Teilen Kenias weiterhin Leso genannt.

Hergestellt wurden Kanga anfangs in Indien, später dann auch in den Niederlanden, der Schweiz und in Großbritannien. Das einfache Tupfenmuster entwickelte sich schnell weiter zu kunstvollen Motiven. Erst durch technische Entwicklungen war es möglich, dass die Produktionskosten sanken und sich die Kanga zu einem Massenprodukt entwickeln konnte. Da das Muster den gesamten Stoff umfasst, war es bis dahin nicht möglich die Kanga maschinell herzustellen.3

1 Gabriel, J.: Der „kanga“. In: Tansania, Sansibar, Kilmanjaro. Reise Know-How 20033, S. 180.
2 Linnebuhr, E.: Zawadi Ni Tunda La Moyo. In: Form und Zweck.
3 Linnebuhr, E.: Zawadi Ni Tunda La Moyo. In: Form und Zweck.

Quellen:
Gabriel, J.: Der „kanga“. In: Tansania, Sansibar, Kilimanjaro. Reise Know-How 2003³, S. 180.

Linnebuhr, E.: Zawadi Ni Tunda La Moyo. In: Form und Zweck.
(erreichbar unter: http://www.formundzweck.com/themen.php?D+Kleidersprache – zuletzt abgerufen am 16. Juni 2010).